Harar

The legendary city of Harar is in Ethiopia´s east only a few kilometres from the border to Somaliland at 1.850 m at the outermost point of the Ahmar mountain range. Famous for its UNESCO World Heritage old town enclosed by a defence wall, modern-day Harar has around 200.000 inhabitants and is quite a typical African city with a lot of dealers, worn-down buildings, sheet metal huts, trash, rattling busses, minibuses, Tuk-tuks and trucks, and the picture is characterised by khat and poverty. Hara is the main hub for the drug, and its addicts and victims are everywhere.

Die sagenumwobene Stadt Harar liegt im Osten Äthiopiens und nur wenige Kilometer von der Grenze zu Somaliland entfernt auf 1.850 Metern Höhe am äußersten Ende des Ahmar Gebirgszugs. Berühmt ist Harar, das heute knapp 200.000 Einwohner hat, für die von einer Wehrmauer umgebene Altstadt, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Drumherum ist in den vergangenen 150 Jahren eine typisch afrikanische Stadt voll von Händlern, heruntergekommenen Gebäuden, Wellblechhütten, Müll, knatternden Bussen, Minibussen, Tuk-Tuks und LKWs geworden, deren Bild von Khat und Armut geprägt ist. Harar ist einer der Hauptumschlagplätze für die Droge und deren Jünger und Opfer sind quasi überall anzutreffen.

Emir Nur, successor of legendary Ahmed Grang, the one who fought the holy war in the name of the Islam against the Amharic Christians of the highland, had the wall around the town built in the 16th century, with five gates symbolising the Five Pillars of Islam. After the conquest of the town by king Menelik II., he added another two. Through one of it leads the only road accessible by car and meets Feres Megala (horse market) after a few metres, the largest square around old town and the starting point for several alleys leading like sunbeams into the architectural maze.

Emir Nur, der Nachfolger des legendären Ahmed Grang, der im Namen des Islams Krieg gegen die christlichen Amharen des Hochlands geführt hatte, hatte im 16. Jahrhundert um Harar eine Mauer errichten lassen, durch die ursprünglich fünf Tore ins Innere führten – symbolisch für die fünf Säulen des Islam. Nach der Eroberung durch den christlichen König Menelik II. wurden zwei weitere angelegt. Durch eines führt die einzige von Autos befahrbare Straße in die Altstadt und trifft nach einigen Metern auf Feres Megala (Pferdemarkt), den zentralen und größten Platz in der Altstadt, von dem sternförmig die Gassen ins verwirrende Durcheinander der Häuser führen.

There is a memorial in the centre of Feres Megala in honour of those who left their lives fighting Meneliks troops, and it displays the five original gates to the old town. The white buildings had been used by French poet Arthur Rimbaud who had lived in Harar at the end of the 1880s as a grocer and arms dealer. The ancient Peugeot taxis – among them especially the 404 – are part of Harar’s picture like the American oldtimer characterise Havana and Cuba, and they are a proof of the once strong engagement of the French in eastern Ethiopia.

Das Zentrum von Feres Megala ziert ein Denkmal für die, die im Kampf gegen Meneliks Truppen ihr Leben gelassen haben und zeigt die fünf ursprünglichen Tore zur Altstadt. Die weißen Gebäude wurden vom französischen Poeten Arthur Rimbaud genutzt, der Ende der 1880er Jahre als Kolonialwaren- sowie Waffenhändler in Harar gelebt hatte. Die uralten Peugeot-Taxis – darunter besonders der 404 – gehören zum Bild von Harar wie die amerikanischen Oldtimer zu Kuba und Havanna und zeugen vom großen vergangenen Engagement der Franzosen im Osten Äthiopiens.

The old town had once been forbidden to non-muslims, it is only one square kilometre large with 364 alleys, 82 mosques – of which at least two date back to the 10th century, more than 100 shrines and tombs as well as approximately 2.000 original Aderi houses. Harar is definitely a Muslim town and for the Muslim community the fourth holiest place after Mecca, Medina and Jerusalem. Christianity only arrived through the conquest of Harar by Menelik’s army. Since then, the locals are proud of the peaceful life they live together as true neighbours in culture and religion. Besides the modern Church of the Redeemer Medhane Alem, there is only one more Christian church in old town (Jugol), a catholic missionary church in the direct vicinity of the Jamii mosque in the “street of reconciliation”, the church dating back to the year 1889.

Die Altstadt von Harar, zu der Nicht-Muslimen früher einmal der Zutritt untersagt gewesen ist, umfasst innerhalb der Stadtmauer auf insgesamt nur einem Quadratkilometer Fläche 364 Gassen, 82 Moscheen – von denen zwei bis ins 10. Jahrhundert zurückdatieren, über 100 Schreine und Grabsteine sowie noch etwa 2.000 ursprüngliche Aderi-Häuser. Harar ist eine durch und durch muslimisch geprägte Stadt und gilt der islamischen Gemeinde weltweit als viertheiligster Ort nach Mekka, Medina und Jerusalem. Erst mit der Besetzung durch Meneliks Truppen hielt auch das Christentum tatsächlich Einzug in Harar. Seither sind die Bewohner stolz auf das friedliche Miteinander der Kulturen und Religionen, die ein – im wörtlichen Sinne – nachbarschaftliches Verhältnis pflegen. Neben der modernen Erlöserkirche Medhane Alem am Feres Megala gibt es bloß eine weitere christliche Kirche im Jugol (Altstadt), eine katholische Missionskirche. Die Mission, zu der auch eine Schule gehört, datiert zurück ins Jahr 1889 und steht in direkter Nachbarschaft zur Jamii-Moschee in der „Straße der Versöhnung“.

Mekina Girgir is the official name of one of the central alleys, but its nickname is “Sewing machine sound street” due to the tailors sewing with old sewing machines in front of their stores. Customers can buy colourful fabrics and have a suit or a skirt tailored, or they bring their own fabric. The local tailor´s trusted machine is definitely a Singer.

Mekina Girgir lautet der offizielle Name einer zentralen Gasse, die den Beinamen „Sewing machine sound street“ („Nähmaschinengeräuschgasse“) trägt, weil dort traditionell die Schneider mit ihren alten Nähmaschinen vor den Türen ihrer Geschäfte ihre Stücke nähen. Vor Ort können die Kunden farbenfrohe Stoffe kaufen und zum Kleidungsstück ihrer Wahl verarbeiten lassen, oder sie bringen eigene Stoffe mit. Die Schneider vertrauen dabei am liebsten auf Singer-Nähmaschinen, die bekanntesten der Welt.

After turning away from the literature, French poet Arthur Rimbaud stranded in Harar via Aden/Yemen in 1880 as an agent of a trading company. As a European in the first European trading post in Harar he had to catch on with the Arabic and Indian merchants, but he failed and left in 1881. Because of a shortage of money, he returned in 1883, just to leave again in 1884, but this time in the company of a local, and she was the one love of his life. After financially devastating journeys, he came back in 1888, again as an agent of a trading company, and he also illegally sold weapons and slaves. He finally left Harar in 1891 because of an infection that would later cost his life. Modern-day Arthur Rimbaud museum has nothing to do with the poet’s house in Harar. It is the splendid, artfully furnished as well as decorated house of an Indian merchant, containing displays, photographs, letters, and other documents from Rimbaud’s life in Harar. Also, the architecture is magnificent, from carvings to stained-glass windows, an uniqueness in sub-Sahara Africa. Furthermore, there is an exhibition with historical photography from Harar in the time of Rimbaud and from the turn of the century – some shot by the poet himself.

Nach seiner Abkehr von der Literatur hatte es auch den französischen Poeten Arthur Rimbaud 1880 von Aden/Jemen aus als Vertreter einer Handelsgesellschaft nach Harar verschlagen. Als Europäer in der ersten europäischen Handelsstation in Harar musste er sich gegen arabische und indische Händler durchsetzen, strich aber bereits 1881 frustriert die Segel. 1883 kehrte er aus Geldnöten zurück, um 1884 bereits wieder abzureisen, allerdings gemeinsam mit einer Einheimischen, die die einzige Frau in seinem Leben blieb. Nach finanziell desaströsen Reisen in der Region kam Rimbaud 1888 als Agent einer Handelsfirma erneut nach Harar, wo er außerdem illegal mit Waffen und vermutlich sogar Sklaven handelte. 1891 verließ er Harar aufgrund einer Entzündung, die später zu seinem Tod führen sollte, endgültig. Das Haus, in dem das Arthur-Rimbaud-Museum untergebracht ist, hat allerdings keine Verbindung zum Dichter. Es ist das prächtige, kunstvoll ausgestattete und verzierte Haus eines indischen Händlers, das heute Schautafeln, Bilder, Briefe und andere Zeugnisse des Lebens Arthur Rimbauds in Harar beherbergt. Einen großen Teil des Reizes eines Besuchs im Museum macht tatsächlich die herrliche Architektur aus, von den mit Schnitzereien versehenen Holzverkleidungen bis hin zu den Buntglasfenstern – einer echten Seltenheit im Afrika südlich der Sahara. Darüber hinaus gibt es eine Ausstellung historischer Fotografien von Harar aus der Zeit Rimbauds sowie der Jahrhundertwende – zum Teil vom Dichter selbst geschossen.

At the end of the “Sewing machine sound street” is Gidir Magale, the Muslim market, that is also Harar’s biggest butchery. Here, you get everything – except for pork, anything the Ethiopian heart is longing for, and some things the European stomach can hardly bear. Beef, chicken, goat, sheep as well as camel are on the menu, and everything is used from head to hoof.

Am Ende der Nähmaschinengasse liegt Gidir Magala, der sogenannte muslimische Markt, der auch Harars größte Schlachterei ist. Hier gibt es – außer Schweinefleisch – alles, was das äthiopische Herz begehrt, und mehr, als mancher europäische Magen ertragen kann. Rind, Huhn, Ziege, Schaf und Kamel stehen gleichermaßen auf der Angebotsliste, und von den Tieren wird nahezu alles verwendet, vom Fleisch über die Innereien bis hin zu den Knochen.

The traditional Aderi houses (gegar) are a rare architectural feature in Ethiopia, including a second floor. The construction is carefully thought out, with thick walls and fillings of straw and soil in the walls, the roof and the floor ensuring a pleasant interior climate in every weather. The most important room is the entrance with divans on different floor levels, for guests or in accordance with the social status for the family members during meal or conversations. The walls are painted with ochre and decorated with weaving products and bowls and plates for celebrations that can easily see hundreds of guests. In eleven traditional niches in the wall, porcelain and jewellery are placed. The most rewarding stores are also found in such private houses, where they also produce numerous handicrafts.

Die traditionellen Aderi-Häuser, gegar genannt, sind ein in Äthiopien seltener Haustyp mit zwei Stockwerken. Die Bauweise ist wohldurchdacht, dicke Mauern und Stroh- sowie Erdeinlagen in Wänden, Decken und Fußböden sorgen für ein angenehmes Raumklima zu jeder Jahreszeit. Wichtigster und größter Raum ist der Empfangsraum mit Diwanen auf verschiedenen Ebenen, auf denen Gäste Platz nehmen können und auch die Familienmitglieder je nach Stellung in der Hierarchie zu den Mahlzeiten oder Unterhaltungen zusammenkommen. Die Wände sind mit Ocker bemalt und dicht behängt mit Korbwaren und Injera-Schalen, die bei Festen, zu denen nicht selten Hunderte Gäste kommen, benötigt werden. In traditionell elf Wandnischen stehen Porzellan und andere Schmuckstücke. Auch die schönsten Läden im Jugol sind in Privathäusern und Hinterhöfen zu finden, die außerdem die Produktionsstätten für zahlreiche Waren sind.

Like everywhere on the African continent, the markets in Harar are a draw, especially the spice market, a symphony in colour and flavour. They have spices, pulses and nuts from all over the Horn of Africa, just like the incense that is needed during Buna, the traditional coffee ceremony. Salt comes directly from the Afar in the Danakil depression, but fabrics are good commodities too. The colourful cloths are from different regions and countries, from the area around Harar, but also from Djibouti, Somaliland, from the Dorze in the south or from the northern highland. When it comes to colours and patterns, the sky is the limit.

Wie beinahe überall auf dem afrikanischen Kontinent sind auch in Harar die Märkte eine echte Attraktion – inner- wie außerhalb der Altstadt. Darunter sticht vor allem der Gewürzmarkt hervor, eine wahre Sinfonie von Farben und Aromen. Dort gibt es alle Gewürze, Hülsenfrüchte und Nüsse vom Horn von Afrika, genauso wie Weihrauch, der in Äthiopien zur Beräucherung während Buna, der traditionellen Kaffeezeremonie, verwendet wird. Das Salz kommt direkt von den Afar aus der Danakil-Senke. Aber auch Stoffe sind ein wichtiges Handelsgut. Die farbenprächtigen Textilien kommen aus verschiedenen Regionen und Ländern, sowohl aus der näheren Umgebung als auch aus Djibouti, Somaliland, von den Dorze aus Südäthiopien oder aus dem nordäthiopischen Hochland. Farbgebung, Mustern und Verzierungen sind keine Grenzen gesetzt, Hauptsache strahlend und möglichst bunt.

There are several other merging markets near gigantic Shoa gate market, of which the so-called Recycling market is the quaintest. Everything made of metal is getting fixed or made into something useful. It is probably no happenstance that there are two bus stations nearby, which makes procurement fairly easy. The market merges into another called Cigaratera, because once they used to sell self-rolled cigarettes. The direct neighbour is the smugglers market, ruled by the women running the small shops cramped with actual contraband goods, coming to Harar through the desert, from Somaliland or Djibouti on old caravan tracks. Fashion accessories, mobile phones, all kinds of plastic electronics as well as jewellery – either as a copied Chinese cheapie or as an original, the bargain of the century.

Unweit des gigantischen Shoa-Tor-Markts, außerhalb der Altstadt, befindet sich eine Reihe ineinander übergehender Märkte, von denen der sogenannte Recycling-Markt wohl einer der kuriosesten ist. Hier wird buchstäblich alles aus Metall repariert oder zu nützlichen Alltagsgegenständen weiterverarbeitet. Vermutlich ist es kein Zufall, dass sich in direkter Nähe zwei Busbahnhöfe befinden, was die Beschaffung von Ersatzteilen deutlich erleichtert. Der Recycling-Markt geht direkt über in einen Markt für Kleidung, genannt Cigaratera, weil dort früher selbst gerollte Zigaretten verkauft wurden. Direkt daneben liegt der Schmuggler-Markt, auf dem scheinbar die Frauen das Sagen haben, denn sie sind es, die die kleinen, in enge Marktbuden gezwängten Shops betreiben, in denen tatsächlich illegale Schmuggelware, die zumeist auf alten Karawanenstraßen von Djibouti durch die Danakil-Senke oder von Somaliland durch die Wüste nach Harar gekommen ist, verkauft wird. Modeartikel, Mobiltelefone und jede denkbare Art von Elektronikartikeln sowie Schmuck gibt es, entweder als spottbilliges chinesisches Plagiat oder als unschlagbar günstiges Original.

Shoa gate is one of the five original gates to the old town of Harar. In front of this gate is the city’s biggest and frantic market, the Shoa gate market or Christian market. Besides all kinds of vegetables from the region, one can find numerous natural products for traditional healing as well as the inevitable khat, sold nearly exclusively by women. Most of them are also addicted to the drug, consuming it during the long hours on the market. That´s why they are struggling at the end of the day to keep their eyelids open, every enthusiasm thwarted by the chewing of the khat leaves, their eyes tired and blank. Nevertheless, khat is mainly a man´s drug, also being used by the Muslims from the neighbouring desert.

Das Shoa-Tor ist eines der fünf ursprünglichen Tore zu Harars Altstadt. Davor ist Harars vermutlich größter und hektischster Markt, der Shoa-Tor-Markt oder christlicher Markt, zu finden. Zu diesem gehört auch der Gewürzmarkt. Neben allen Arten von Gemüse aus der Region gibt es auf dem Markt viele Naturprodukte, die für die traditionelle einheimische Medizin benötigt werden, sowie das unvermeidliche Khat, das fast ausschließlich von Frauen verkauft wird. Diese sind häufig ebenfalls der Droge verfallen, die sie während der langen Stunden des Tages auf dem Markt konsumieren. Am Abend, kurz bevor es wieder auf den häufig beschwerlichen Heimweg geht, sind deshalb die Augenlider schwer, jeder Enthusiasmus vom Kauen der Khat-Blätter ausgebremst und die Blicke müde und leer. Trotz allem bleibt Khat in der Regel eine Männerdroge, die besonders gern auch von den Muslimen der umliegenden Wüstenregionen genossen wird.

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